Phosphor gezielt separieren mit der Dekanterzentrifuge

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Einleitung: Gärreste und Nährstoffmanagement im Fokus

Die effiziente Verwertung von Gülle- und Gärresten stellt landwirtschaftliche Betriebe und Biogasanlagen vor wachsende Herausforderungen. Gerade in Regionen mit hoher Viehdichte und intensivem Ackerbau steigt der Druck, überschüssige Nährstoffe gezielt zu managen. Das Agrarunternehmen Bösing hat sich genau auf diese Problematik spezialisiert und zeigt mit dem Einsatz ihrer mobilen Dekanterzentrifuge, wie moderne Separationstechnik helfen kann, die Gärrestverwertung wirtschaftlich und ökologisch zu optimieren.

Inhaltsverzeichnis

  1. Problemstellung: Warum konventionelle Verfahren nicht ausreichen
    1. Ausgangslage beim Kundenbetrieb
    2. Grenzen konventioneller Technik
  2. Die Lösung: Mobile Dekanterzentrifuge im Einsatz
    1. Warum eine Dekanterzentrifuge?
    2. Das System im Überblick
    3. Technische Funktionsweise im Detail
    4. Typische Einsatzszenarien
  3. Vorteile der Separation
    1. Allgemeine Vorteile der Separation
    2. Dekanterzentrifuge vs. Pressschneckenseparator
  4. Fazit: Effizienz, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit
  5. FAQ – Häufige Fragen zur mobilen Dekanterzentrifuge
    1. Welche Voraussetzungen muss der Kunde für den Einsatz einer Dekanterzentrifuge erfüllen?
    2. Wo kommt die Dekanterzentrifuge von Bösing zum Einsatz?
    3. In welchem Umkreis separiert Firma Bösing?
    4. Was unternimmt Firma Bösing in Bezug auf Hygiene auf meinem Betrieb?
    5. Wie lange dauert ein typischer Einsatz?
    6. Was passiert mit dem separierten Feststoff?

Problemstellung: Warum konventionelle Verfahren nicht ausreichen

Ausgangslage beim Kundenbetrieb

Ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Nähe von Osnabrück betreibt neben Sauenhaltung, Ferkelaufzucht und Mastschweinehaltung auch eine eigene Biogasanlage. Die Anlage wird hauptsächlich mit NaWaRo und Schweinegülle gefüttert. Durch die Schweinegülle weisen die Gärsubstrate entsprechend hohe Phosphorgehalte auf. Aufgrund der P-Obergrenzen innerhalb der Düngeverordnung kann das Gärsubstrat nur begrenzt auf den eigenen Ackerflächen ausgebracht werden. Ziel des Betriebs ist es, die anfallenden Gärreste so aufzubereiten, dass die dünnflüssige Phase (Filtrat) gezielt auf eigne Flächen eingesetzt werden kann, während der phosphorreiche Feststoff vermarktet wird.

Grenzen konventioneller Technik

Frühere Versuche mit Pressschneckenseparatoren verschiedener Hersteller zeigten unzureichende Ergebnisse. Zwar wurden grobe Fasern entfernt, doch Feinstoffe, Schwebstoffe und vor allem der Phosphor verblieben in der Dünnphase. Die Folge: ineffektive Separation, kaum Nutzen für den Betrieb. Eine eigene Dekanterzentrifuge anzuschaffen wäre für den Betrieb wirtschaftlich nicht tragbar gewesen.

Die Lösung: Mobile Dekanterzentrifuge im Einsatz

Warum eine Dekanterzentrifuge?

Die mobile Dekanterzentrifuge des Agrarunternehmens Bösing löst das Problem auf mehreren Ebenen: Sie erzielt deutlich höhere Abscheidegrade, insbesondere beim Phosphor, und trennt auch feinste Schwebstoffe sowie Sandanteile. Gerade für Schweinegülle und Gärreste mit hoher Nährstoffdichte ist sie die geeignete Technik. Durch die Dienstleistungslösung entfallen hohe Investitionskosten für den Betrieb.

boesing_dekanterzentrifuge02Mit der mobilen Dekanterzentrifuge werden Gärreste in eine feste und eine flüssige Phase getrennt. Bis zu 80 % des Gesamt-Phosphors sowie der Großteil der Trockensubstanz verbleiben in der Festfraktion, die mit 25–35 % TS gut transport- und vermarktungsfähig ist. Die flüssige Phase enthält dagegen kaum Phosphor, aber den überwiegenden Anteil des ammoniumhaltigen Stickstoffs und ist reich an Kalium. Sie lässt sich daher im Rahmen der Düngeverordnung einfach auf den betriebseigenen Flächen ausbringen, während die phosphorreiche Festfraktion gezielt in Ackerbauregionen vermarktet werden kann. Durch die gezielte Anpassung des Nährstoffverhältnisses (N:P) kann der Landwirt die Stickstoffobergrenze besser ausreizen und deutlich mehr Kubikmeter pro Hektar ausbringen – das spart Mineraldünger und erhöht die Effizienz.

Das System im Überblick

Die Dekanterzentrifuge ist auf einem mobilen Auflieger verbaut und komplett autark einsetzbar. Zur Ausstattung gehören:

  • ein eigener Stromgenerator
  • eine vollautomatische Steuerungseinheit (Schaltwarte)
  • Pumpentechnik für Ansaugung und Filtratabfuhr
  • Schläuche, Kupplungen, Schlauchbrücken
  • eine schwenkbare Austragschnecke für den Feststoff
  • Spül- und Reinigungstechnik

Dank des mitgeführten Pumpenwagens kann die Rohgülle bis zu 80 Meter zur Zentrifuge gefördert werden. Der Aufbau am Einsatzort dauert je nach Gegebenheiten lediglich rund 30 Minuten. Auch an die Hygiene wird gedacht: Nach jedem Einsatz wird die gesamte Anlage gereinigt und desinfiziert.

Technische Funktionsweise im Detail

Die Zentrifuge

Im Kern der Anlage arbeitet eine Hochleistungszentrifuge mit einer Trommel, die sich mit bis zu 3600 U/min dreht. Eine innenliegende Schnecke transportiert den Feststoff kontinuierlich ab. Die Trennung erfolgt rein physikalisch durch Fliehkraft, basierend auf den unterschiedlichen Dichten der Bestandteile – ein klarer Vorteil gegenüber dem “Auspressen” bei Schneckenseparatoren.

Die Prozesskette

Das Rohsubstrat wird über einen Schneidfilter und eine Drehkolbenpumpe angesaugt, passiert einen Durchflussmengenzähler und gelangt in die Zentrifuge. Das Filtrat durchläuft zur Minimierung der Schaumbildung ein spezielles Slalomsystem, bevor es über Feuerwehrschläuche ins Endlager gepumpt wird. Der Feststoff wird mittels schwenkbarer Schnecke an der Rückseite der Anlage abgelegt.

Steuerung und Überwachung

Die gesamte Anlage lässt sich über Fernwartung betreiben. Die Techniker des Unternehmens passen Parameter wie Drehzahl oder Durchflussmenge bei Bedarf an. Bei homogener Gülle läuft die Anlage über mehrere Tage am Stück. Der Landwirt kontrolliert lediglich das Umfeld und schiebt bei Bedarf den Feststoff zur Seite.

Typische Einsatzszenarien

Landwirtschaftliche Anwendungen

Besonders geeignet ist die Dekanterzentrifuge für Schweinegülle, Gärsubstrate aber auch Rindergülle. Die dünnflüssige Phase kann gezielt im Frühjahr und Sommer auf Getreide und Grünland ausgebracht werden, während der Feststoff exportiert oder als Humusdünger verwendet wird.

Sonderfälle auf Biogasanlagen

Bei Ausfall der Rührwerke oder zu hohen Trockensubstanzgehalten ermöglicht die Zentrifuge eine Kreislaufseparation direkt im Behälter. Auch Sandablagerungen am Boden von Hochbehältern lassen sich gezielt abscheiden – ohne den laufenden Betrieb zu unterbrechen.

Industrie- und kommunale Anwendungen

In Kombination mit einer mobilen Polymeranlage können auch Klärschlämme, Industrieschlämme oder Teichschlämme entwässert werden. Dabei kommen Flockungshilfsmittel zum Einsatz, um die Trennleistung zu optimieren.

Mobile Überbrückung stationärer Systeme

Viele Kläranlagen oder Industrieanlagen setzen die mobile Zentrifuge temporär ein, um Wartungen oder Revisionen ihrer stationären Systeme zu überbrücken – oft mehrere Wochen bis Monate lang.

Vorteile der Separation

Allgemeine Vorteile der Separation

  • Verbessertes Nährstoffmanagement durch gezielte Aufteilung in Filtrat und Feststoff
  • Bessere Ausnutzung der Nährstoffobergrenzen: Mineraldünger einsparen
  • Geringeres Lagervolumen und einfachere Handhabung
  • Reduzierte Emissionen und Geruchsentwicklung
  • Schnellere pflanzenverfügbare Nährstoffe
  • Geringere Ausbringungskosten durch verbesserte Pumpbarkeit

Dekanterzentrifuge vs. Pressschneckenseparator

  • Abscheideleistung: Stickstoff 20–40 %, Phosphor 60–90 %
  • Effizienz: Bis zu doppelte TS-Abscheidung
  • Schwebstoff- und Sandabscheidung durch Fliehkrafttrennung
  • Höhere Nährstoffdichte im Feststoff
  • Besserer Nährstoffexport bei geringerem Volumen

Fazit: Effizienz, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit

Die mobile Dekanterzentrifuge bietet landwirtschaftlichen Betrieben eine ökonomisch wie ökologisch sinnvolle Lösung zur Gülle-/ Gärrestseparation und Schlammentwässerung. Sie schließt die Lücke zwischen technischer Leistungsfähigkeit und betriebswirtschaftlicher Vernunft. Besonders in Nährstoffüberschussregionen ermöglicht sie es, Nährstoffe gezielt dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden – ohne unnötigen Ballast. Ob in der Schweinehaltung, auf Biogasanlagen oder in der Industrie/Kommunen: Wer effizient separieren will, kommt an dieser Technik kaum vorbei.

FAQ – Häufige Fragen zur mobilen Dekanterzentrifuge

Welche Voraussetzungen muss der Kunde für den Einsatz einer Dekanterzentrifuge erfüllen?

Der Betrieb sollte mindestens 500 m³ Rohsubstrat bereitstellen können. Notwendig ist lediglich ein Standard-Gülleanschluss sowie ein Lagerbehälter für das Filtrat. Alles Weitere – inklusive Schläuche, Schlauchbrücken, Pumpen und Stromversorgung – bringt das Team von Bösing mit.

Wo kommt die Dekanterzentrifuge von Bösing zum Einsatz?

Die Technik wird in der Landwirtschaft (v. a. bei Schweine- und Rindergülle), auf Biogasanlagen, in Kläranlagen sowie bei industriellen und kommunalen Schlämmen eingesetzt.

In welchem Umkreis separiert Firma Bösing?

Der Haupteinsatzbereich liegt in Deutschland und den angrenzenden Niederlanden. Auf Anfrage sind auch internationale Einsätze möglich.

Was unternimmt Firma Bösing in Bezug auf Hygiene auf meinem Betrieb?

Nach jedem Einsatz werden alle Anlagenteile gründlich gereinigt und desinfiziert. Wir verlassen den Einsatzort so, wie wir ihn vorgefunden haben.

Wie lange dauert ein typischer Einsatz?

Das hängt vom Volumen ab – bei homogener Gülle können bis zu 1.000 m³ am Tag verarbeitet werden, nahezu durchgehend im Automatikbetrieb.

Was passiert mit dem separierten Feststoff?

Die Feststoffe enthalten hohe Mengen an Phosphor und organischer Substanz. Sie eignen sich daher hervorragend für den Export in Ackerbauregionen oder als Humusdünger.